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Für den Bericht 2017 haben die zwei KünstlerInnen Lika Nüssli und Herbert Weber Postkarten geschrieben und an die Kulturstiftung in Frauenfeld geschickt. Eine Auswahl dieser Karten liegt dem Bericht bei. Es sind Postkarten aus den gemeinsamen Ferien im Engadin, Postkarten von Lika Nüssli aus ihrem Atelierstipendium an der Cité Internationales des Artsin Paris oder Postkarten von Herbert Weber aus St. Gallen. Die Postkarten übermitteln Bilder und Texte. Sie sind gefertigt aus eigenen Fotografien, Zeichnungen oder aus gekauften und dann übermalten oder sonst wie bearbeiteten Karten. Abfotografierte Bildschirme oder Screenshots von WhatsApp-Nachrichten erinnern uns dabei ab und an daran, dass die Postkarte in der Gegenwart der digitalen Kommunikation achronistisch anmutet und eine andere Zeitlichkeit des Austausches erzeugt. Als Medium mit der freien Zeit, ja mit Urlaub assoziiert, nutzen die zwei KünstlerInnen das Format der Postkarte auch um über das Verhältnis von Arbeit und Freizeit im Kontext des künstlerischen Schaffens nachzudenken. Ist das Atelierstipendium in Paris ein Urlaub oder ist es viel mehr „so viel Zeit und Raum für mich und meine Arbeit“, wie Lika Nüssli Mitte März aus Paris schreibt? Herbert Weber will „just for pleasure“ irgendwohin gehen, notiert dabei aber eine Prioritätenliste – „1. Gutes Bild“ – und „in der Nacht“, so schreibt Lika Nüssli, „mache ich mir Vorwürfe, die Zeit nicht genutzt zu haben“. In diesem Sine sind die im Bericht der Kulturstiftung des Kantons Thurgau abgebildeten Postkarten auch einen Kommentar auf die (mitunter vermeintliche) Freiheit und Unabhängigkeit künstlerischer Tätigkeit, die eben nicht Musse oder leidenschaftliches Hobby ist, sondern Arbeit, die einen mehr als relevanten Beitrag zum Verständnis unserer komplexen Gegenwart leistet.

Gioia Dal Molin

• Alle Postkarten die Herbert Weber gemacht hat, sind hier zu finden.